Mit großer Trauer teilen wir mit, dass Prof. Dr. Peter Schunck im Oktober 2024, kurz vor seinem 96. Geburtstag, verstorben ist.

Peter Schunck wurde 1928 in Merseburg geboren und besuchte dort das Gymnasium. Als Jugendlicher wurde er als Flakhelfer eingezogen. Viele Jahre später arbeitete er seine Erlebnisse aus den Kriegsjahren in seinem Buch „Davongekommen! Aus den angewandten Erinnerungen eines deutschen Pimpfes, Hitlerjungen, Luftwaffenhelfers und Arbeitsmanns der Jahre 1939-1945“ auf. Nach dem Krieg erfolgte der Umzug nach Ludwigshafen, wo er 1948 das Abitur ablegte. Es folgten Studienjahre in Mainz, Paris und Heidelberg, die mit dem Staatsexamen in den Fächern Latein, Griechisch und Französisch abgeschlossen wurden. Auch die Promotion hatte noch einen altphilologischen Schwerpunkt: „Römisches Sterben. Studien zu Sterbeszenen in der kaiserzeitlichen Literatur, insbesondere bei Tacitus“ (1955). Danach erfolgte eine Umorientierung in Richtung der romanischen Literaturwissenschaft, die auch als Venia Legendi seiner Habilitation in Gießen (1970) firmiert.

1972 wurde Peter Schunck auf den Lehrstuhl für „Romanistik, Schwerpunkt Französische Sprache und Literatur sowie Italianistik“ in Germersheim berufen. Da es bis in die 1980er Jahre nur diese eine Professur für die Fächer Französisch und Italienisch gab und die Studierendenzahlen sehr hoch waren, blieb neben der Betreuung unzähliger Seminar- und Diplomarbeiten für die Forschung wenig Zeit: „ihm waren die Studierenden stets wichtiger als sein fachwissenschaftlicher Ruhm“ betonte der damalige Dekan Andreas Kelletat anlässlich der Abschiedsvorlesung von Peter Schunck im Jahre 1999.

Dass die Lehre ihm und den Studierenden trotz voller Hörsäle Freude bereitete, kann der Verfasser dieser Zeilen aus eigener Erfahrung bestätigen. Besonders spannend waren seine kenntnisreichen und anschaulichen Vorlesungen zur Geschichte Frankreichs, die später die Basis bildeten für die viel beachtete Monographie „Geschichte Frankreichs“ (1994, 2. Auflage 2004). Aber auch die Gegenwart wurde in der Lehre ausführlich berücksichtigt: Jedes Sommersemester bot er ein Seminar mit dem Titel „Apostrophes“ an, in der die Studierenden durch die gleichnamige Literatursendung von Bernard Pivot an Neuerscheinungen auf dem französischen Buchmarkt herangeführt wurden. Die praxisorientierte Durchführung des Seminars (jeweils zwei Studierende stellten eine Sendung und die darin besprochenen Bücher vor) erscheint auch mit dem Abstand mehrerer Jahrzehnte noch bemerkenswert modern.

Übersetzungswissenschaftliche Theorien interessierten Peter Schunck weniger, die Praxis der Literaturübersetzung umso mehr: So legte er in den 1990er Jahren Übersetzungen der „Persischen Briefe“ von Montesquieu und des Romans „Der große Meaulnes“ von Alain-Fournier vor, die beide mehrfach aufgelegt wurden.

Nach seiner Emeritierung im Jahr 1996 blieb mehr Zeit für wissenschaftliche Publikationen: 1998 erschien die über 700 Seiten starke Biographie „Charles de Gaulle. Ein Leben für Frankreichs Größe“. Parallel dazu betrieb Peter Schunck Recherchen zu den Gründungsjahren der Germersheimer Dolmetscher-Hochschule sowie der Verwaltungshochschule in Speyer, die ihren Niederschlag in mehreren Veröffentlichungen und Vorträgen fanden.

Für seine Forschungen zur Geschichte Frankreichs wurde Peter Schunck mit dem „Ordre des Palmes Académiques“ ausgezeichnet.

Der FTSK Germersheim dankt dem verstorbenen Kollegen und Lehrer für viele Jahre inspirierender Lehre und Forschung und die Verbundenheit zum Fachbereich über den Ruhestand hinaus.

(Michael Schreiber)